Ionentauscher-Technologie: Prinzip, Wartung und Lagerung

1. Prinzip / Funktionsweise

Ionentauscher entfernen gezielt Ionen aus dem Wasser, indem sie diese gegen andere Ionen austauschen, die an einem Harz gebunden sind. Das Verfahren basiert auf elektrostatischem Ionenaustausch und wird in vielen Bereichen der Wasseraufbereitung eingesetzt – von der Enthärtung über Nitratentfernung bis hin zur Vollentsalzung.

  • Kationentauscher (H⁺/Na⁺-Form): entfernt positiv geladene Ionen wie Ca²⁺, Mg²⁺, Fe²⁺.
  • Anionentauscher (OH⁻/Cl⁻-Form): entfernt negativ geladene Ionen wie NO₃⁻, SO₄²⁻, HCO₃⁻.

Typische Ionentauscher-Varianten

VarianteZiel / ZielionenHarztyp (Beispiel)RegenerationsmittelKontrolle / GrenzindikatorEinsatzbereich
Enthärtung (Na⁺-Betrieb)Ca²⁺, Mg²⁺ (Gesamthärte)Stark saurer Kationentauscher (Na⁺-Form)NaCl (Sole)Resthärte (°dH), Leitfähigkeit optionalTrinkwasser- / Betriebswasseranwendung möglich
Teilentsalzung / EntkarbonisierungHCO₃⁻ (Karbonathärte), pH-StabilisierungSchwach saurer Kationentauscher (H⁺-Form)Säure (z. B. HCl)Alkalität / LeitfähigkeitTrinkwasser- / Betriebswasseranwendung möglich
VE-Wasser (Vollentsalzung)Alle Ionen (Kationen & Anionen)Stark saurer Kationentauscher (H⁺) + stark basischer Anionentauscher (OH⁻) oder MischbettHCl (Kation), NaOH (Anion)Leitfähigkeit, Kieselsäure, pHBetriebswasser
Nitrat-EntfernungNO₃⁻ (ggf. selektiv zu SO₄²⁻)Selektiver stark basischer Anionentauscher (Cl⁻-Form)NaCl (Sole) – ggf. optimiertNitrat im Filtrat, LeitfähigkeitTrinkwasser- / Betriebswasseranwendung möglich
Sulfat-ReduktionSO₄²⁻Stark basischer Anionentauscher (Cl⁻-Form)NaClSulfat im FiltratTrinkwasser- / Betriebswasseranwendung möglich
Arsen-Entfernung (As(V))ArsenatStark basischer Anionentauscher (Cl⁻-Form) oder Adsorber auf EisenbasisNaCl oder SpezialverfahrenAs im FiltratTrinkwasser- / Betriebswasseranwendung möglich
Eisen / Mangan (gelöst)Fe²⁺, Mn²⁺Stark saurer Kationentauscher (Na⁺-Form)NaClFe/Mn im FiltratTrinkwasser- / Betriebswasseranwendung möglich
Borat / Silikat-PolishingH₃BO₃, SiO₂ (Spuren im VE)Stark basischer Anionentauscher Typ I (OH⁻), MischbettNaOHSiO₂, Leitfähigkeit (µS/cm)Betriebswasser
Mischbett-PolisherRestleitfähigkeit < 1 µS/cmMischbett (H⁺/OH⁻)HCl + NaOH (getrennt)Leitfähigkeit, pHBetriebswasser

2. Einsatzbereiche

  • Trinkwasseraufbereitung (z. B. Enthärtung, Nitratentfernung, Arsenentfernung).
  • Prozesswasser in Labor, Medizintechnik, Industrie, Elektronik.
  • Nachbehandlung von Umkehrosmose- oder Ultrafiltrationsanlagen.
  • Kesselspeisewasser, Kühlwasser, Befeuchteranlagen.

3. Betrieb / Wartung

  • Regeneration nach Kapazitätsgrenze oder Qualitätsanstieg im Filtrat durchführen.
  • Rohwasserqualität regelmäßig kontrollieren (Leitfähigkeit, Härte, Nitrat, pH, Silikat).
  • Leitfähigkeitsmessung, Härteprüfung oder Zielionen-Test je nach Systemtyp.
  • Alle 6–12 Monate Sichtprüfung von Ventilen, Dichtungen, Schläuchen und Harzvolumen.
  • Ionentauscherharze bei nachlassender Leistung oder Fouling tauschen (typisch nach 5–10 Jahren).
  • Leitfähigkeitsmessgerät: Batterie (Knopfzelle) ca. alle 2 Jahre tauschen, Gerät spätestens nach 5 Jahren erneuern.

4. Lagerung

  • Harze stets feucht lagern – Originalgebinde geschlossen halten, nicht austrocknen lassen.
  • Vor Frost und direkter Sonneneinstrahlung schützen.
  • Lagerbedingungen: 5–30 °C, trocken, UV-geschützt.
  • Nach längerer Stillstandszeit Harzsysteme mit VE- oder Permeatwasser gründlich spülen.
  • Regenerationsmittel getrennt, kühl und belüftet lagern (Sicherheitsdatenblatt beachten).

5. Wiederinbetriebnahme

  1. Sichtprüfung auf Dichtheit, Füllstand, Ventilstellung und Unversehrtheit.
  2. System nach Betriebsanleitung befüllen, ggf. Regenerationsvorgang starten.
  3. Nach Erstspülung Leitfähigkeit oder Härte prüfen – erste Liter verwerfen.
  4. Bei selektiven Tauschanlagen (z. B. Nitrat) Probe auf Zielion im Filtrat durchführen.
  5. Messgeräte prüfen und ggf. kalibrieren (Leitfähigkeit, pH, Härte).

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